Decolonize December: Deutsche Kolonialgeschichte
#19 Decolonize December
Die Gründung der Deutschen Kolonialgesellschaft am 19.12.1887, durch die Verschmelzung des Deutschen Kolonialvereins mit der Gesellschaft für Deutsche Kolonisation war der Grundstein der kolonialen Propagandamaschinerie in deren Satzung niedergeschrieben stand:
„Die Deutschen Kolonialgesellschaft verfolgt den Zweck :
die nationale Arbeit der deutschen Kolonisation zuzuwenden und die Erkenntnis der Notwendigkeit derselben in immer weitere Kreise zu tragen;
die praktische Lösung kolonialer Fragen zu fördern;
deutsch-nationale Kolonisations-Unternehmungen anzuregen und zu unterstützen;
auf die geeignete Lösung der mit der deutschen Auswanderung zusammenhängenden Fragen hinzuwirken;
den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Deutschen im Ausland mit dem Vaterlande zu erhalten und zu kräftigen;
für alle auf diese Ziele gerichteten, in unserem Vaterlande getrennt auftretenden Bestrebungen einen Mittelpunkt zu bilden.“
(Die Deutsche Kolonialgesellschaft 1882 - 1907)
In erster Linie wollte man den “kolonialen Gedanken” und die verbundenen Ideen kräftigen, und bot z.B. eine Art “Rund-um-Paket” für den deutschen “Auswanderer” in den deutschen Kolonien an. Verbundene Organisationen wie z. B. der Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft oder die Deutsche Kolonialzeitung unterstützten die Internalisierung und Indoktrination der damaligen Gesellschaft.
Eine wichtige Rolle für die Deutsche Kolonialgesellschaft war der Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft. So Schreibt Lora Wildenthal in Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus ‘’ Auch zwei andere Ärzte und Spezialisten für »Rassenhygiene« nutzten den Frauenbund als Plattform für ihre Überzeugung, dass »Rassenreinheit« nicht nur in Deutsch-Südwestafrika, sondern auch im tropischen Klima von Kamerun und Togo mӧglich sei. Ludwig Külz war Regierungsarzt in Kamerun und Togo’’,’’ [...] er versicherte, dass die weiße deutsche Frau nicht nur in den Tropen leben, sondern auch gesunden Nachwuchs zur Welt bringen kӧnne.’’ Die Auswanderung und Entsendung von deutschen Frauen in die deutschen Kolonien wurde mit solchen Aussagen bestärkt.
Jene Mechanismen begünstigten das Wirken der Imperialisten und legitimierte den weißen Suprematismus in den Kolonien:
Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia), 1884 bis 1918/19
Kamerun, 1884 bis 1918/19
Togo, 1884 bis 1918/19
Deutsch-Ostafrika (heute: Tansania, Burundi und Ruanda)1885 bis 1918/19
Neuguinea (heute: nördliche Teil Papua-Neuguineas) 1884/85 bis 1918/19
Marshall-Inseln 1884/85 bis 1918/19
Kiautschou (heute: Teil Chinas) 1897/98 bis 1918/19
Karolinen, Palau und Marianeninseln (heute: Mikronesien) 1899 bis 1918/19
Es war das Zeitalter der pseydo-wissenschaftlichen Rassenlehre und stellte den Nationalsozialisten ein Fundament bereit, auf dem sie ihre barbarischen Taten begründeten. So schreibt Lora Wildenthal “Der unerwartete Verlust der Kolonien im Ersten Weltkrieg sollte jedoch im Gegenteil in der Folgezeit gerade zu einer Intensivierung und Akzentuierung der Kategorie »Rasse« unter den verbleibenden Mitgliedern der Kolonialbewegung führen.’’ (2003 Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus) Vermutlich transformierte man nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, in der Zeit des Kolonialrevisionismus, die Ideologien der Kolonialzeit in die NS Zeit. So konnte mit dem weiteren Organ der DKG, der Deutschen Kolonialzeitung, die 1884 bis 1922 monatlich und zeitweise wöchentlich erschienen, die rassistische “Öffentlichkeitsarbeit” weiter betrieben werden. Ab 1933 wurde die Zeitung mit dem Titel “Übersee- und Kolonialzeitung” 10 Jahre lang veröffentlicht. Die Kolonialzeitung diente dazu die öffentliche Begeisterung für den deutschen Kolonialismus zu fördern. Deutsche Entsandte und einzig männliche Kolonialisten berichteten u.a. von den landschaftlichen, klimatischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten vor Ort. In der Zeitung wurden kolonisierte Menschen mit stereotypischer und rassistischer Bildsprache charakterisiert. Zudem gab die Zeitung Auswanderungs- und Einwanderungsempfehlungen, um die Anzahl der bereits erfolgreichen Siedlungen sichtbar zu machen und die Auswandererzahlen zu steigern.
Die Geschichte des DKG ist umfangreicher als ein Instagram Post erlaubt, aber die Geschichte zeigt auch, dass es wichtig ist Zusammenhänge zu verstehen um die kolonialen Kontinuitäten die bis heute auf unsere Gesellschaften wirken zu dekonstruieren. Decolonial Studies können die Auswirkungen des Propagandainstruments aufklären und dekonsturieren, und uns ein Bild darüber geben, was nach Auflösung aus wirtschaftlichen Gründen des Reichkolonialbunds 1943 mit den ehemaligen Mitarbeitern des Reichkolonialbunds geschah.
Daher fordern wir in unserem Parteiprogramm “die Einrichtung von Black Studies und Decolonial Studies an allen Universitäten in Deutschland mit dem Auftrag, zu forschen, aber auch am jeweiligen Campus die Wissenschaft und den Campus selbst zu dekolonisieren; Zentrales Forschungsziel ist auch die (Weiter-)Entwicklung von Instrumenten, Methoden und Institutionen für die Dekolonialisierung in allen Bereichen von Gesellschaft.”