Freedom of Movement

[eng below]

An alle Homies, Genoss*innen,
an alle solidarischen Unterstützer*innen,
an alle Parlamentarier*innen,
an die Welt,

Hunderttausende gingen in der vergangen Woche auf die Straßen in Solidarität mit Ukrainer:innen. Wir fordern Solidarität mit ALLEN, die von Kriegen und Vertreibungen betroffen sind, überall!

Die Rhetorik, die Solidarität gelte "den Ukrainer:innen" macht unsichtbar, dass das Leben von allen Menschen in der Ukraine bedroht ist, unabhängig von deren Nationalität, Herkunft, Aussehen, Staatsangehörigkeit usw.

Stattdessen wird an den Grenzen Racial Profiling betrieben. BIPOC Personen, die vor dem Krieg fliehen, werden aufgehalten, sowohl Männer als auch FLINTA* - es geht auch nicht nur um den Vorrang von FLINTA* und Kindern. Wenn Schwarze FLINTA* länger warten müssen, als weiße und wenn Schwarze Personen als Gruppe an den Grenzen mit Gewehren bedroht und von der Grenze weggehalten werden - dann ist das eine schwere rassistische Menschenrechtsverletzung und ein Bruch der Genfer Flüchtlingskonvetion.

Dies fand in der Ukraine und an verschiedenen Grenzübergängen in Polen statt. Schwarze Flüchtende (oder vom Krieg vertriebene) und Menschen of Colour, die von Polen aus per Zug die deutsche Grenze bei Frankfurt Oder passieren, werden und wurden von der deutschen Bundespolizei aus den Zügen geholt.

Ihnen wird per se zugeschrieben, nicht die ukrainische Staatsangehörigkeit zu haben. In einem Statement hat die Bundespolizei sogar das Narrativ bedient, "Drittstaatler" seien Trittbrettfahrer:innen der Vertreibung und der Flucht vor dem Krieg. Dieses Framing ist menschenverachtend und absolut rassistisch. Es offenbart einmal mehr die rassistische Einteilung von Flüchtenden. Sie müssen "glaubhaft nachweisen", dass sie "Ukrainebezug" haben. Im Gegensatz zu ukrainischen Staatsangehörigen müssen sie in das übliche - aussichtslose - Asylverfahren.

Hier wiederholt und bestätigt sich abermals die Realität von Schwarzen und Indigenen Menschen und Menschen of Color, die an den Grenzen der Festung Europa Rassismus und Gewalt, Ablehnung und Demütigungen erleben - wenn sie sie überleben. Für viele bedeuten die Grenzen der Festung Europa auch den Tod!

Viele von uns haben sich von Deutschland aus schon organisiert, um unsere BIPOC Geschwister, die aus der Ukraine vor dem Krieg fliehen zu unterstützen und vor der rassistischen Grenzpraxis zu schützen. Jedoch ist das eigentlich nicht die Aufgabe der Bürger:innen dieses Landes.


Wir appellieren an alle zivilgesellschaftlichen Initiativen, alle exekutiven Institutionen, an die Verwaltungen und die Politiker:innen, die in den Parlamenten Einfluss nehmen können:
Die institutionelle rassistische Praxis an den Grenzen, das Racial Profiling muss umgehend geächtet werden und alle Flüchtenden /Vertriebene müssen gleichbehandelt und gleichgestellt werden. Wir rufen auf, dafür einzutreten und die Deutsche Bundespolizei fordern wir auf, das Racial Profiling umgehend zu unterlassen!
Insbesondere unsere Schwarzen Parlamentarier:innen fordern wir auf, hierfür mit vollständigem Einsatz einzutreten.
Vertriebene / fliehende BIPOC-Personen die in Deutschland ankommen, sollen dieselbe finanzielle und strukturelle Unterstützung von der Bundesregierung erhalten.

Außerdem muss für diese illegale Umgangsweise mit BIPOC Personen die Verantwortung übernommen werden. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordern wir auf, sich für diese rassistische und menschenfeindliche Praxis zu entschuldigen und dazu ab sofort eine klare Vorgabe zu machen für die gesamte Bundespolizei. Schwarzen Personen Afrikanischer / Karibischer Herkunft, die aus der Ukraine flüchten /vertrieben werden, muss die humanitäre Einreise nach Deutschland sofort ermöglicht werden. Ebenso muss ihre Beförderung genauso garantiert sein, zu den gleichen Bedingungen wie für jede andere - a.k.a. weiße - Person die aus der Ukraine einreist.

Im Sinne von Ubuntu und im Sinne des panafrikanischen Gedankens rufen wir außerdem alle BIPOC, alle Afrikaner:innen, alle Schwarzen Menschen vom Kontinent und in der Diaspora auf, zusammenzustehen für unsere Geschwister, die dem weißen Europa nie weiß genug sind, um flüchten zu dürfen.

Wir verurteilen aufs allerschärfste, mit der über Jahre aufgestauten und kollektiven Wut und Empörung, die offensichtliche Bevorzugung ukrainischer Geflüchteter als blond, blauäugig und christlich.
Es wird der Unterschied konstruiert, sie seien - im Gegensatz zu afrikanischen und arabischen Flüchtenden - zivilisiert. Der koloniale Spirit weißer Vorherrschaft stolziert völlig schamlos durch die deutsche und "westliche" Medienlandschaft. Wir sind nicht überrascht, wir kennen es nicht anders. Aus den weißen Mehrheitsgesellschaften ist nichts anderes zu erwarten. Alle Flüchtenden, egal wo, egal woher, müssen akzeptiert werden: Ob aus der Ukraine, aus Libyen, aus Senegal, Mali, Guinea, Gambia, Eritrea, Sudan, Burkina, Afghanistan, Irak, Libanon, Palästina, Syrien und überall sonst, wo Menschen für sich nicht genug Perspektiven sehen!
Freedom of movement!

eng

To all homies, comrades,
to all solidary supporters,
to all parliamentarians,
to the world,

Hundreds of thousands took to the streets last week in solidarity with Ukrainians. We demand solidarity with ALL those affected by wars and displacements, everywhere!

The rhetoric of demanding solidarity for "Ukrainians" diverts the focus from the fact that all people in Ukraine are threatened, regardless of their nationality, origin, appearance, citizenship, etc.

Instead, racial profiling is practiced at the borders. BIPOC people fleeing war are stopped, both men and FLINTA* - it's not just about priority for FLINTA* and children either. When Black FLINTA* are made to wait longer than white FLINTA* and when Black persons as a group are threatened with guns at the borders and kept away from the border - this is a serious racist human rights violation and a breach of the Geneva Refugee Convetion.

This took place in Ukraine and at various border crossings in Poland. Black refugees (or those displaced by war) and people of color crossing the German border at Frankfurt Oder from Poland by train are and have been taken off the trains by the German Federal Police.

They are attributed per se not to have Ukrainian citizenship. In a statement, the Federal Police even served the narrative that "third-country nationals" are freeloaders:inside the displacement and flight from war. This framing is inhumane and absolutely racist. It reveals once again the racist classification of refugees. They have to "credibly prove" that they have "Ukraine connection". In contrast to Ukrainian citizens, they have to go through the usual - hopeless - asylum procedure.

Here, once again, the reality of Black and Indigenous people and people of color who experience racism and violence, rejection and humiliation at the borders of Fortress Europe is repeated and confirmed - if they survive it. For many, the borders of Fortress Europe also mean death!

Many of us have already organized from Germany to support our BIPOC brothers and sisters fleeing war from Ukraine and to protect them from racist border practices. However, this is actually not the task of the citizens of this country.


We appeal to all civil society initiatives, to all executive institutions, to the administrations and to the politicians who can exert influence in the parliaments:
The institutional racist practice at the borders, racial profiling must be outlawed immediately and all refugees/displaced persons must be treated and treated equally. We call to stand up for this and we call on the German Federal Police to immediately stop Racial Profiling!
In particular, we call on our Black parliamentarians to stand up for this with complete commitment.
Displaced / fleeing BIPOC persons arriving in Germany should receive the same financial and structural support from the federal government.

Furthermore, responsibility must be taken for this illegal handling of BIPOC persons. We demand the Federal Minister of the Interior Nancy Faeser to apologize for this racist and inhuman practice and to make in addition immediately a clear default for the entire Federal Police. Black persons of African / Caribbean origin, who flee / are driven out of Ukraine, must be made possible the humanitarian entry to Germany immediately. Likewise, their transportation must be just as guaranteed, under the same conditions as for any other - a.k.a. white - person entering from Ukraine.

In the spirit of Ubuntu and in the spirit of the Pan-African idea, we also call on all BIPOC, all Africans, all Black people from the continent and in the diaspora to stand together for our brothers and sisters who are never white enough for white Europe to allow them to flee.


We condemn in the strongest possible terms, with the collective anger and indignation that has built up over the years, the obvious preference for Ukrainian refugees as blond, blue-eyed and Christian.
The distinction is constructed that they - unlike African and Arab refugees - are civilized. The colonial spirit of white supremacy struts completely shamelessly through the German and "Western" media landscape. We are not surprised, we don't know it any other way. Nothing else is to be expected from the white majority societies. All refugees, no matter where, no matter where from, must be accepted: Whether from Ukraine, from Libya, from Senegal, Mali, Guinea, Gambia, Eritrea, Sudan, Burkina, Afghanistan, Iraq, Lebanon, Palestine, Syria and everywhere else where people do not see enough perspectives for themselves!
Freedom of movement!

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