Körper & Seele
Dieser Abschnitt hieße “normalerweise” Gesundheit und Pflege. Da aber der Bereich Gesundheit sich in Deutschland fast nur mit der physischen Kondition befasst und fast gar nicht mit der seelischen, ist das Wort „Gesundheit“ nicht geeignet, um das zusammenzufassen, was Die Urbane. Eine HipHop Partei in dem Kontext als wichtig erachtet.
Der aktuelle Zustand permanenten Ungleichgewichts und permanenter Unterdrückung produziert auf beiden Seiten der Gleichung körperliche und seelische Symptome, in denen sich die Krankheit des Systems spiegelt und ausdrückt.
Wir bringen durch die rassistische und kapitalistische Wirtschaftsweise enorme Gefahren für Körper und Seele zustande und auch wenn nicht jedes körperliche Phänomen zwingend diesem systemischen Ungleichgewicht zugeordnet werden kann, so kann es auch nie zuverlässig als davon losgelöst und unabhängig gelten.
Besonders die seelischen Konsequenzen, kollektive generationsübergreifende Traumata und Zustände bedürfen einer sehr viel größeren Beachtung und für die Überwindung dieser Systeme brauchen wir Kraft und mentale Resilienz und deswegen eine unterstützende Politik, die Körper und Seele ganzheitlich sieht und Lösungen für die Bedarfe auf beiden Ebenen gleichberechtigt anbietet.
Die Zahl von Menschen, die freiwillig sterben, bzw. die eigene physische Existenz beenden, steigt jährlich überproportional zum demographischen Wachstum. Unter Philosoph:innen und progressiven Denker:innen gibt es die These, dass Konsum eine Form der Religion ist, und als solche Funktionen erfüllt, die auch herkömmliche Religionen wie Christentum, Islam, etc. erfüllen: Sinn stiften und Gruppenzugehörigkeit, Identität stiften und Trost spenden, ein Wertesystem herstellen. Da aber eben diese zutiefst kapitalistische „Religion“ zwingend einhergeht mit der rassistischen Unterdrückung und Ausbeutung, ist dieser inhärente Sinnfehler geeignet, seelische Schäden zu erzeugen, die aber im dominanten kapitalistischen System kaum als solche erkannt werden. Problematisiert wird dieses Phänomen nur dann, wenn es sich mit anderen Aspekten von Identität überschneidet, die sich damit nicht vertragen, entweder, weil Personen aufgrund von Klasse gar nicht die Mittel haben, um zu konsumieren und sich verschulden, oder illegale Wege finden, zu konsumieren, oder weil der Konsum sich auf schädliche Substanzen fokussiert. Dann wird Konsum auf einmal problematisch und die, die ihn – so wie es auch täglich über Werbung als Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit suggeriert wird - brauchen und wollen, werden kriminalisiert und pathologisiert.
Wir wollen seelischer Gesundheit denselben Stellenwert einräumen, wie körperlicher Gesundheit und möchten gleichzeitig hinterfragen, woher die Ideen und Vorstellungen davon kommen, was „gesund“ und „krank“ überhaupt bedeutet und wer oder was diese Vorstellungen geprägt hat. Bspw die dominante Assoziation von „dünn“ mit „gesund“ ist eine, die viel mit Körpernormen und kapitalistischen patriarchalen Vermarktungsmechanismen für eine Selbstoptimierungsindustrie zu tun hat. Diese Konzepte müssen also gründlich einer Prüfung unterzogen werden. Gerade die Vernachlässigung der seelischen Ebene und der Überhöhung der körperlichen Ebene ist sowohl das Produkt von als auch ein Nährboden für Rassismus, Kapitalismus und Patriarchat.
Für nachhaltige, kompetente, passende psychologische Begleitung und Beratung oder Therapieformen kann die Nachfrage und der noch viel größere Bedarf kaum bedient werden. Psychotherapie ist nach wie vor ein Stigma für viele. Und für akute Bedarfe gibt es fast keine Zugänge, weil Psychotherapien ein knappes Gut sind. Und dies wiederum ist auch ein Ergebnis der sehr kleinen Zahl von Studienplätzen für Psychologie. Wir wollen einen massiven Ausbau der Studienplätze und gleichzeitig wollen wir aber eine “Stunde Null” für die Psychologie.
Denn fast alle Erkenntnisse aus Studien, auf der psychologische Theorien und Erkenntnisse beruhen, basieren auf sogenannten WEIRD-Studienteilnehmer:innen (western/white; educated; industrialized; rich; democratic). Diese sind aber in all ihren Verhaltens- und Denkmustern stark geprägt von ihrer privilegierten Position bzw Identität - Privilegien, die meist unverdiente sind und die aber relevant sind für die individuelle psychische Verfassung - und daher sind solche Ergebnisse auch nur für diese Gruppe relevant. Nun müssen dringend Studien und Forschungen begonnen werden, bzw diejenigen, die es bereits gibt müssen sehr deutlich sichtbar gemacht werden, die durch große Zahlen von Teilnehmenden sehr verschiedener Identitäten, Positionierungen, Hintergründe oder Vordergründe größere Übertragbarkeit auf jegliche Gruppe zur Folge haben.
Entstigmatisierung von Neurodiversität als psychisch krank. Anerkennung, dass in einer Welt, die von Unterdrückungssystemen dominiert ist, seelische Verfassung IMMER davon beeinflusst ist, auf beiden bzw allen Seiten von intersektionaler Dominanz und Unterdrückung. Die Normalisierung von ”Funktionieren” in diesen Systemen und die Stigmatisierung von “Dysfunktionalität” in diesen Systemen sind beides Perspektiven, die von dieser Normalisierung ausgehen. Dem Pathologisieren von nicht-Konformität und allem was damit einher geht, muss entgegengewirkt werden. Psychiatrie und Psychotherapie müssen im Bewusstsein dieser Systeme arbeiten und dabei unterstützen, machtkritisch, intersektional diskriminierungskritisch und dekolonial das Spannungsverhältnis zwischen den außen und innen wirkenden Systemen und Zuständen zu sortieren und einen Weg darin zu finden.
In der akuten Situation der extremen Pathologisierung brauchen wir ein enges Netz von sogenannten “Weglaufhäusern”, in denen Menschen Zuflucht finden vor psychiatrischer Gewalt und Fremdbestimmung. Hierfür braucht es geschulte Betreuer:innen und Therapeut:innen. Wir brauchen eine freie Therapeutensuche, bei der die zu behandelnde und die therapierende Person gemeinsam übereinkommen, miteinander arbeiten zu können. Wir brauchen schnelleren und einfacheren Zugang zu Therapiemöglichkeiten und vor allem brauchen wir eine Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und Neurodiversität.
Grundsätzlich muss medizinische und psychologische Versorgung allen gleich zugänglich gemacht werden. Private Krankenversicherungen sollen abgeschafft werden, bzw in das gesetzliche/allgemeine Versicherungssystem integriert werden. Dies soll auch für die Zahnmedizin gelten. Die Administration von zahlreichen privaten Versicherungen verursacht insgesamt ein vielfaches der Kosten, die eine allgemeine Krankenversicherung für alle an Verwaltungsaufwand kostet. Die Beiträge müssen einkommensabhängig sein und es sollte keine Beitragsbemessungsgrenze geben. Der Anteil bzw die Abgabenlast für Krankenversicherung am Einkommen muss für alle gleich sein. Auch Krankenhäuser dürfen zu maximal 49% in privater Hand sein und der überwiegende Teil von Krankenhäusern sollte ganz in kommunaler/gemeinnütziger Hand sein. Eine flächendeckende und möglichst wohnortnahe ambulante (fach-)ärztliche Versorgung muss sowohl in der Stadt, als auch im ländlichen Raum unbedingt gewährleistet werden. Alle präventiven medizinischen Maßnahmen sollen Kassenleistungen sein und auch alle Hilfsmittel wie z.B. Rollstühle, Brillengläser, Gehstöcke, Gehhilfen, Körperersatzstücke (Prothesen), künstliche Gelenke. Zugang zu Kuren für Erziehende und Kinder und Jugendliche, sowie Reha-Maßnahmen vereinfachen. Diskriminierungs-kritische Angebote schaffen.
Der Körper einer Person gehört nur ihr. Allein diese Person hat das Hoheitsrecht über ihren Körper. Keine staatliche Institution, keine medizinisch-professionelle Person, keine natürliche und ebenso keine juristische Instanz hat sich über dieses Hoheitsrecht hinwegzusetzen.
Ausbildung von medizinischen Fachkräften muss diskriminierungs- und machtkritische Sensibilisierung, und regelmäßige weiterbildende Lehrgänge beinhalten. Transformation eurozentrischer medizinischer Ausbildung - Bewusstsein über die Geschichte der medizinischen Forschung, dekoloniale und queerfeministische Perspektiven auf Medizin und Forschung über körperliche und seelische Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung; Gerechte Zugänge zu ärztlicher Versorgung, Schaffung von Barrierefreiheit in allen Einrichtungen der medizinischen und seelischen Versorgung und Betreuung; Versorgung unabhängig des Aufenthaltsstatus; Bereitstellung von Sprachteams, die sowohl Gebärdensprachen und auch alle anderen Sprachen für korrekte Übersetzungen kurzfristig anbieten können (dies kann auch digital und anonymisiert durchgeführt werden). Lookism & Fatshaming - Sensibilisierung aller Arbeitskräfte im medizinischen und seelsorgerischen Bereich für Diskriminierung auf der Basis von äußerem Erscheinungsbild, Körpernormen, vermeintlichen Schönheitsidealen. Entstigmatisierung von Be_hinderung als Krankheit. Die Zentrierung cis-männlicher Körper als Ausgangspunkt medizinischer Forschung, Diagnose und Behandlung dekonstruieren.
Es braucht eine proaktive Entstigmatisierung von Menstruation, Anerkennung und Behandlung von und Forschung zu Erkrankungen im Zusammenhang mit Menstruation. Alles was Menstruierende für den Umgang mit der Menstruation brauchen, muss kostenlos zugänglich werden.
Die Versorgungssituation für Betroffene sexualisierter Gewalt, weist derzeit erhebliche Mängel auf. Eine anzeigenunabhängige gerichtsverwertbare Befunddokumentation und Spurensicherung wird weder 24/7, noch flächendeckend, noch für alle Zielgruppen gleichermaßen angeboten. Im Kontext der medizinischen Versorgung und Nachsorge sind wichtige Leistungen nicht oder nicht ausreichend kassenfinanziert. Auch Fachberatung und traumatherapeutische Begleitung stehen nicht bedarfsgerecht zur Verfügung. In Kliniken und Arztpraxen mangelt es zu häufig an klar festgelegten Handlungsabläufen, Kenntnissen über Traumareaktionen und zur traumasensiblen Versorgung. Hierfür müssen unabhängige Zentren in allen Bezirken eingerichtet werden. Dort kann die anzeigenunabhängige, gerichtsverwertbare forensische Befunddokumentation und Spurensicherung und psychosoziale Betreuung gewährleistet werden. Dies ist bereits als Kassenleistung vorgesehen und noch nicht flächendeckend umgesetzt. Die Versorgung muss auch für Menschen ohne KV gleichwertig anonym und kostenlos bereit gestellt werden. Für Sprachmittlung sind öffentliche Mittel bereit zu stellen (Quelle: Wahlprüfsteine Netzwerk Frauengesundheit Berlin)
Auch findet Opferschutz in unserer Gesellschaft kaum statt, dafür sehr viel Täter:innen-Schutz. Sicher gilt die Unschuldsvermutung, dennoch wird bspw. einem Bankangestellten immer noch mehr Glauben geschenkt als einer Sexarbeiter:in, was zu einer Retraumatisierung führen kann. Auch gilt es, Täter:innen zu Therapien zu verpflichten und es Opfern ohne Wartezeit und externe Beurteilung zu ermöglichen, eine Therapie zu beginnen. Traumatherapieplätze müssen den Bedarf spiegeln. Dafür braucht es ein Vielfaches an psychologischem und psychiatrischem Fachpersonal. Auch interdisziplinäre Ansätze für die Bewältigung und Aufarbeitung solcher Erfahrungen - bspw mit Mitteln kreativen Ausdrucks - und der Anschluss an Selbstorganisationen von Überlebenden sexueller Gewalt sollten gefördert werden und an diese Versorgungszentren angeschlossen sein.
No alcohol, no weed / No cigaretts, no E’s
No milk, no cheese / No eggs, no meat
Just medation and peace / Red lentils, chick peas /
Good workout, good sleep / Mo' sunshine, light breeze....
Reproduktive Gerechtigkeit - Abschaffung §218 und §219 a - diskriminierungsfreier Zugang zu Abbrüchen, Erlaubnis für Praxen, die Abbrüche durchführen, darüber zu informieren, Forschung für Verhütungsmethoden, die schonend sind und auch für Spermaproduzierende anwendbar sind; Entstigmatisierung von vielfacher Mutterschaft, insbesondere beachten bei Personen, die auf intersektionalen Ebenen von Race/Class/Gender positioniert und diskriminiert sind; Kostenloser und unkomplizierter Zugang zu Verhütungsmitteln, zur Pille danach und zu Menstruationsartikeln; Personen mit Uterus muss selbstbestimmt möglich sein, darüber zu entscheiden, ob sie Kinder zur Welt bringen möchten oder nicht.
Der Stigmatisierung von Lebensentwürfen, in denen Menschen mit Uterus kinderlos bleiben oder keine Kinder wünschen, ist entgegen zu wirken. Eine Sterilisierung muss allen Menschen ab der Volljährigkeit selbstbestimmt erlaubt sein. Geschlechtsangleichende Operationen für trans Personen sollen kassenfinanziert werden, bei intersex Neugeborenen dürfen keine operativen Geschlechtsangleichungen vorgenommen werden, unabhängig vom Wunsch der Eltern; Gleichzeitig braucht es wiederkehrende und ständige Aufklärung und Kampagnen für eine breite Sensibilisierung und Beratungsstellen für Eltern und anderen Bezugspersonen von intersex Neugeborenen bzw Kindern. Das Blutspenden sollte, abseits von cis-heteronormativen Zuschreibungen und Stigmata, allen Menschen ermöglicht werden.
Derzeit werden Personengruppen ausgeschlossen, obwohl die potentiellen Spendenden biologisch/medizinisch geeignet wären. Das Spenden des eigenen Blutes sollte als Teil gesellschaftlicher Verantwortung gesehen und gefördert werden. Es sollte auch zu Organspenden motiviert werden.
Es kann z.B. standardmäßig bei den Krankenkassen eine Abfrage etabliert werden, so dass jede Person aktiv angeben kann, ob sie nach dem eigenen Tod Organe/Gewebe spenden will oder nicht. Der intransparente Komplex Mensch, Medizin, Pharmaindustrie muss so transparent reguliert und gestaltet sein, dass mit Impfstoffen und Impfungen, mit Tests und Testverfahren und sonstigen Maßnahmen keine Gewinne erzielt werden. Eine Impfpflicht ist indiskutabel, da wir körperliche Selbstbestimmung fordern. Trotzdem sind Impfverfahren aktuell die einzig bekannte Möglichkeit, in großem Umfang Epidemien, Seuchen, Pandemien einzudämmen. Dafür bedarf es breiter Zustimmung, intensiver Forschung und der bereits erwähnten Transparenz, denn wenn der Eindruck entsteht - und das ist der Status Quo - dass Impfungen vor allem auch immense Gewinne für die Pharmaindustrie bedeuten, dann gibt es verständliche Zweifel an der Notwendigkeit.
Es muss unabhängige Aufklärung über das Impfen geben, damit jede:r einzelne eine informierte Entscheidung für sich, aber auch für das Kollektiv treffen kann. In einer globalisierten Welt, in der - wie wir bei COVID19 gemerkt haben - kein isoliertes Handeln hilfreich ist, müssen dringend Forschung und Entwicklung zu Immunisierungen auch global organisiert und finanziert werden.
Nur globale Kooperation, in der Partizipation an der Forschung und gerechte Verteilung der daraus erzielten oder erzielbaren Nutzen garantiert ist, ist tragfähig und nachhaltig.
Pharmaproduktion unterliegt besonderer Gemeinwohlverpflichtung (siehe globale ökonomische Gerechtigkeit).
Es muss über die Dauer von Patenten für Wirkstoffe und Medikamente neu nachgedacht werden und sie sollten gesetzlich so geregelt werden, dass weiterhin Forschung möglich ist, aber dass gleichzeitig Wirkstoffe und Rezepturen schneller global und für alle, z.B. unabhängig von Einkommen, zugänglich werden.
Abschaffung von Tierversuchen. Die Ergebnisse von bisher gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen sind irreführend, im Gegensatz zu Forschungsmethoden wie Computersimulationen und künstlich erzeugtem Gewebe.
Wichtige Aspekte von Krankheits-Entstehungsverläufen, wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, Verwendung von Suchtmitteln, schädliche Umwelteinflüsse, Stress, psychische und soziale Faktoren, werden durch Tierversuche außer Acht gelassen. Finanzierung alternativer Methoden soll mit 1 Mrd. gefördert werden (bisher ca. 220Mio) - Tierversuchfreie Medizin als Wettbewerbsvorteil und zukunftsweisende Praxis anstelle von vorauseilendem Gehorsam der Industrie gegenüber (Stichwort Abwanderung, Wettbewerbsnachteil gegenüber dem Ausland)